Ein kleines Stück Südafrika, die Reise vor der Reise

Kapstadt. Wir landen und haben 8 volle Tage vor uns, bevor es weiter nach Namibia geht.

Wir checken in dem wundervollen Tintagel Guesthouse, Nähe Kapstadts Kloof Street, ein. Wir spazieren durchs Viertel und besuchen Kneipen. Alles easy und ein tolles Miteinander. Am nächsten Tag holen wir unsere Leihmotorräder bei Conrad von CTMR ab. Eigentlich verschone ich ja mit Werbung, aber die 2 (Tintagel und CTMR) muß man einfach erwähnen. Absolut zu empfehlende Adressen! Conrad ist supernett und kompetent und seine Bikes sind super gewartet. Das Tintagel, mitsamt Chef und Personal, ist einfach ein Traum zum Wohnen und Wohlfühlen.

5 Tage fahren wir an der Küste entlang, über das touristenüberschwemmte Hermanus, wo wir aber tatsächlich zwei Wale sehen, für was der Ort bekannt ist. Hinein ins wundervolle Arniston, welches ich noch von der letzten Reise in bester Erinnerung habe. Ein sehr schöner Ort mit wundervoller Küste, an der wir am Morgen, vor einem schönen Frühstück in unserem Guesthouse, ein gutes Stück entlang wandern. Hier könnte man durchaus ein paar Tage verbringen. Leider gehöre ich aber zu den Gehetzten und meine immer, ich verpasse etwas, wenn ich nicht jeden Tag weiterfahre.

Weiter geht es nach Oudtshoorn, wo mein Mann leider total fertig mit einer Erkältung ins Bett fällt. Ich spaziere in den Ort und gehe Abendbrot shoppen und beobachte Leute und Waren, was ich immer sehr spannend finde. Ein kleines Brot im Bett rundet den Tag ab und ich hoffe mein Reisegefährte ist morgen wieder fit. Ist er auch (einigermaßen) und wir fahren über den Swartberg Pass auf Schotter, und viel Wind auf dem Passsattel, weiter. Tolle tolle Strecke ! Im berühmten Lord Milner in Matjiesfontein übernachten wir, machen die kürzeste Standrundfahrt der Welt mit (5 Minuten auf 800 Meter etwa). Die Devise ist „Slowly but Surely“, was der Fahrer mehrfach erwähnt, sehr sehr lustig. Natürlich ist das Hotel und die Rundfahrt im Doppeldecker bekannt wie ein bunter Hund, aber beides ist auch eine echte Empfehlung bezüglich Schlafen, Reise in die Vergangenheit, Erlebnis, Essen.

Die A1, die wir bis Matjiesfontein und am nächsten Tag noch weiter fahren, ist allerdings die Hölle an Langweiligkeit. Unerträgliche 200 km, die sich anfühlen wie 800 und nichts fürs Auge. Nichts. Empfehlung: nicht machen. Lieber auf Matjiesfontein verzichten. Schade, aber ernst.

Vor Ceres erwischt uns ein Regen und wir wärmen uns in Ceres auf. Ein netter Ort mit allem was man so braucht. Shoppen, Tanken, sich mit Geld eindecken, Pommes, Kekse, Toilette. Wir biegen ab nach Norden und finden unser gemietetes Ferienhäuschen im Nichts. Nun bin ich soweit und falle mit Schüttelfrost auf das Sofa, später mit Mühe ins Bett. Mann muß einen Riesensack Holz im offenen Kamin verbrennen und ich schlottere und klappere mit den Zähnen. Mann kocht, aber ich habe wenig Appetit. Noch am nächsten Tag bin ich so fertig, dass wir die geplante Tour nach Norden, mehr noch durch die Cederberge über Schotterstrecken nicht umsetzen können. Sehr schade! Ich lasse mich von meinem Motorrad durch den Tag schleppen, bis wir Abends wieder im Tintagel Guesthouse in Kapstadt sind.

Der nächste Tag führt uns gegen den Uhrzeigersinn um das Kap herum mit grandiosen Aussichten, Kaffee mit Bikern, Affen und Meer, Kurven, Meer, Kurven. Ein toller Tag.

Nun darf der Besuch des Tafelberges nicht fehlen, mit grandiosen Aussichten von oben, ein ganzer Tag durch die Stadt und an die Waterfront. Touristenüberlaufen, aber trotzdem spannend, die Architektur, das Stadtbild, die Kneipen, der Kunsthandwerkermarkt, die Gegensätze.

Tschüß Kapstadt. Das zweite Mal, hoffentlich nicht das letzte Mal.

gefühlt auf Weltreise – Teil 2 – Sardinien

Bonifacio/Korsika verabschiedet uns. Ich kannte Bonifacio bis jetzt nur Mittags und dachte naja, nett. Aber wie üblich in südlichen Ländern werden die Städte abends munter. Die Läden machen auf, Lokale schiessen aus dem Boden, Menschen spazieren, Lichter geben der Stadt Seele, es riecht nach guter Laune. Und zum guten Abschluss bekommen wir noch den Rest eines Konzerts polyphonen traditionellen Gesanges in einer Kirche mit. Herrlich!

Ab auf die Fähre nach Sardinien. Die ersten 100 Kilometer dort lassen mich zweifeln, was ich bis dahin so toll an Sardinien fand. Ist es der dicht bebaute, eher industrielle Norden oder der Kulturschock von Korsika kommend? Ich fühle mich, wie wenn ich von Nicaragua nach Costa Rica eingereist wäre (falls das jemand kennt). Plötzlich ist alles industriell, ordentlich, die Orte sind praktisch, aber nicht schön, sogar hässlich. Es gibt keine kleinen Gemüsestände mehr, sondern holländische Tomaten ohne Geschmack im Supermarkt. Die Strassen sind breit und gut asphaltiert und die Natur nagt nicht am Strassenrand und Bäume sprengen nicht die Asphaltdecke. Alles Dinge, die ich aus Korsika kenne und die speziell das Motorradfahren dort zum Abenteuer werden lassen. Also ein kleiner Tipp: Bereise Korsika oder Sardinen und lasse viel Zeit dazwischen, sonst schockt in jedem Fall die Zweitinsel.

Trotzdem habe ich mich schnell eingelebt und sehe nun auch das Schöne. Herrliche Wanderungen, der Blick auf das Meer, stressloses Fahren auf gut ausgebauten Straßen, interessante Kultur in Form 3500 Jahre alter Burganlagen und natürlich das leckere italienische Essen. Und … ja auch erwähnenswert, da so ein Austausch (mit mir) stattfinden kann: Der Sarde spricht deutsch und englisch, der Korse spricht nur französisch oder korsisch.

Am Tag 21 unseres total entspannten Urlaubes besteigen wir die Nachtfähre nach Genua und fahren über gemütliche 2 Tage nach Hause. Gefühlt waren wir auf Weltreise.

gefühlt auf Weltreise – Teil 1 – franz. Alpen und Korsika

Es war erst im Juni… der letzte richtige Urlaub. Aber gefühlt schon Jahre her. Dazwischen irre viel gearbeitet und gefühlt die halbe Firma, die sich abwechselnd in Krankheit oder Urlaub befand, vertreten. Und dann noch die Ungewissheit bis zum Schluß, ob man wirklich verreisen kann und ohne Quarantäne zurück kann. Also naheliegende Ziele gewählt und bereit für Umkehr und Spontanität.

Freitag Abend. Feierabend und direkt weg. Einfach schnell weg um weg zu sein. Einfach läppische 150 km gefahren bis zur ersten Übernachtung – nur um sofort im Urlaub zu sein. Dann ging es durch die Schweiz und hinein in die französischen Alpen über viele Pässe bis hinunter ans Mittelmeer und hinüber nach Savona und auf die Nachtfähre nach Korsika. Aaaah Korsika – wie mag ich es – schon öfter war ich hier und wieder mag ich es. Die raue Wildheit, die zerklüftete Schönheit. Die Undurchdringlichkeit der Wälder, die kaum mal eine Sicht auf die Weite zu lassen, aber wenn, dann atemberaubend. Die Orte, gebaut aus Natursteinblöcken, die Menschen verschlossen und doch nett. Einsame Strände mit wunderbarem Wasser. Der Campingplatz erinnert gleich an Afrika. Weit und leer und trocken und morgens und abends zieht eine Schafherde an unserem Zelt vorbei, welches ohne direkte Nachbarn steht. In den 5 Tagen dort haben wir mehr Tier-Safari als in manchem Afrikaurlaub – Game-Drive in Korsika 🙂 Die genannten Schafe, des Weiteren Ziegen, Frösche, ein Igel, der Nachts in unserem Müll wühlt, Ameisen, die 4 cm breite Strassen durch den Platz ziehen, eine Maus, die mit uns in der Bar sitzt, Vögel und halbwilde Hausschweine, das geheime Wahrzeichen von Korsika.

Slowenien anschauen – Teil 4

An der Küste. Am Mittelmeer. Am Meer! Ich habe den Ort Izola für die nächsten Tage gewählt. Der sehr bekannte Küstenort Piran ist ein Touristenmagnet und so nicht meine erste Wahl. Izola und auch noch Nachsaison. Wenige Touristen haben sich noch her verirrt. Die Restaurants und die Promenade gehört (wieder) den Einheimischen. Izola ist nicht durchrenoviert und hat so – wie ich finde – sehr viel Charme. Eine schicke Kaffeebar ist in einem heruntergekommenen Haus eingebettet und die Fassaden daneben sind frisch oder der Putz blättert ab. Total nett. Das Städtchen mit Hafen, Yachten, Booten in jeder Größe und einer langen Promenade und Kiesstränden läd zum Spazieren ein, was wir auch tun. Wir vertrödeln unsere Zeit und urlauben mit Meerblick. Herrlich. Jetzt noch ein Eis und dann einen Weißwein und dann über das Abendessen nachdenken.

Am nächsten Tag leihen wir Räder aus und fahren auf der alten Bahnlinie Parenzana zu den Salinen Secoveljske. Spontan gehen wir in das dort liegende Spa, baden im Meerwasser, kneipen im Salzwasser und gönnen uns eine warme Salzschlammpackung. Nachsaison. Wir haben das Salinen-Spa fast für uns. Erst 2 dann weitere 4 Gäste. Man sagt ’nicht überfüllt‘ dazu – hahahaha. Maximal entspannt radeln wir weiter, verpassen den Abzweig nach Piran und nehmen noch einen großen Umweg mit, um dann Piran zu erreichen und dort zu spazieren. Sehenswert, aber auch voll mit Menschen. Der Abend naht und wir radeln nach Hause, nach Izola. Ein herrlicher Tag mit etwa 35 sehr sehr schönen Radkilometern, die slowenische Parenzana ist ein Musst-have durch 2 Tunnel, durch Olivenhaine, über Felder. Ich fühle mich Land und Leuten nahe, so auf dem Rad. Die Eindrücke sind einfach noch intensiver als auf dem Motorrad.

Dann folgt Tag 3 wie Tag 1 und Tag 4 wie Tag 3. Slowenien – überall Landschaft, Gemütlichkeit, Freundlichkeit und gutes Essen. Das Leben könnte schlechter sein.

Die letzten 3 Urlaubstage brechen an und wir nehmen einen der drei für den internationalen Reiseverkehr (zwischen Slowenien und Italien) offenen Grenzübergänge (Corona-Maßnahmen). Niemand ist da, um auch nur durch zu winken. Hinter uns steht in Riesenlettern „Tito“ im Waldhang für die ewig Zurückgebliebenen und wir bleiben leider nicht zurück und durchqueren das Friaul in Italien. Die Temperaturen fallen nun stetig und wir müssen über die Alpen. Wir wählen extra einen der niedersten Alpen-Überquerungen – den Plöckenpass – um dann doch noch Schnee und Kälte zu erwischen. Die Straßen sind jedoch trocken und es war trotzdem ein superschöner Tag, das ist Motorradwandern: durchatmen, schauen, weiterkommen und frieren, wenn es zur Landschaft passt. Wir erreichen Deutschland und hängen in der ersten Blechlawine fest. Seufz. Kälte, Nieselregen am Morgen und Blechlawinen machen es dann doch nicht so schwer nach Hause zu fahren.

Fazit nach 5 Grenzübergängen: Einer war wenigsten zum Durchwinken besetzt. Da kann so mancher Corona-Virus drüber schlüpfen 😉

Fazit nach dem Besuch in Slowenien: Wow!

Maximal entspannt und gesund zu Hause.

Slowenien anschauen – Teil 3

Und weiter ging es: Schön, holprig, verkehrsleer, superkurvig über die 924 hinauf Richtung österreichische Grenze – zum Logarskatal. Wunderschön! Leider waren wir schon sehr spät dran mit unserer Feierabendrunde und hatten nicht mehr die volle Zeit die ganze Runde oben zu fahren: „am Fuße des 2.000 Meter hohen Kamnik-Gebirges in den Steiner Alpen und gilt als eines der schönsten Gletschertäler der Alpen.“ Schade, aber man muß immer etwas aufbewahren um wieder zu kommen und Slowenien ist definitiv weitere Reisen wert. Wußte ich doch nichts über Land und Leute und nur ein Abstecher von wenigen Kilometern im letzten Jahr in der Ecke Maribor und Erzählungen von Bekannten haben uns hierher geführt. Jetzt weiß ich auch, warum man nie von Slowenen hört, die nach Deutschland ausgewandert sind. Hier will man nicht weg! Die Häuser zeigen Wohlstand, die Orte sind schön, die Infrastruktur ist vorhanden, die Leute, die wir sehen, scheinen durchweg zufrieden zu sein. Sie radeln, wandern, spazieren, pflegen ihre Gärten, scheinen gut zu leben.

Im großen Ostsüdbogen fahren wir weiter Richtung Kroatien – die Berge sind kleiner, die Landschaft weiterhin sehr schön. Viele Flüsse und Bäche durchziehen das Land und wir wählen weiterhin kleine Straßen und Wandern mit dem Motorrad – ja ich nenne unsere Art zu reisen, sich auf den 2 Rädern treiben zu lassen, fortan Motorradwandern. Das ist der richtige Ausdruck. Viele Kilometer fahren wir entlang der kroatischen Grenze, an der gerade ein Zaun mit viel Stacheldraht gebaut wird. Nagelneu wird da eine Grenze zwischen 2 EU-Ländern hochgezogen. Angst vor Corona, Flüchtlingen oder was… Es gibt keine Streckenposten und die Türen im Zaun sind nicht abgeschlossen, aber sicher kann man so schnell mit wenig Mann bewachen, wenn Not ist, welche auch immer.

Um uns kurz über unsere Eindrücke auszutauschen halten wir auf einer Hofeinfahrt eines einsam liegenden Hauses. Aus dem Garten springt eine Frau in Gartenarbeitskleidung – freudestrahlend schlägt sie die Hände vor den Mund und sagt Hallo. Ich denke, huch eine Verrückte. Dann ändern sich ihre freudigen Gesichtszüge in ein bisschen Enttäuschung und sie spricht uns auf Deutsch an. (Sie kann unsere Kennzeichen nicht sehen, wir stehen uns ja vis-à-vis.) „ach, ich dachte es ist mein Sohn mit seiner Freundin aus Deutschland, die überraschend zu Besuch kommen. Die fahren auch Motorrad.“ Und sie erzählt, dass sie 40 Jahre in Deutschland gelebt hat, lustigerweise ganz in der Nähe unseres Heimatortes und dass ihr Sohn noch dort lebt. Sie war nun ein bisschen enttäuscht in uns doch noch nicht ihren Sprössling zu sehen, aber sie freute sich trotzdem an uns. Wir fragten sie nach dem Grenzzaun an dem sie nun wohl ganz frisch lebt. Sie erzählt, ja der Fluss dahinter sei eigentlich die Grenze aber nun gibt es den Zaun, quasi auf ihrem Grundstück. Es muss komisch sein, dass mitzuerleben. Noch vor ein paar Wochen konnte sie sagen, „ich wohne in dem Haus am Fluss mit der schönen Aussicht das Flusstal hinunter“. Jetzt? „ich wohne in dem Haus mit dem Stacheldrahtzaun auf dem Grundstück, da wo sie mit Hunden nachts patrouillieren wollen“. Das ist also eine Inner-EU-Grenze und so soll es künftig noch viele geben. Das ist nicht Fortschritt und Miteinander. Die Angst vor der Zukunft heißt grüner Zaun mit Natodraht oben. Schade.

Wir biegen wieder ab nach Norden und Westen, der Regenwolke entgegen. Die erste im Urlaub.

Slowenien anschauen – Teil 1

Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Das feuerrote Spielmobil (mein Motorrad), die Wanderschuhe, die Campingausrüstung, Groschen extra um Mountainbikes auszuleihen, gute Laune, eine perfekte Tourplanung und die Landkarte von Slowenien 🇸🇮 
Auf kleinen Straßen durch Österreich, über die Nockalm, zwar eine Mautstraße, aber wunderschön mit tollen Aussichten und auf Passhöhe gibt es zur grandiosen Aussicht Kaffee, Kuchen, Brotzeit. Am Millstätter See in Kärnten machen wir für 2 Tage Station, um an der Lammersdorfer Hütte zu Wandern. Nebel kommt und geht und so sind die Eindrücke auf der Wanderung zu jeder halben Stunde anders. Kälte und Sonne wechselt sich ab und der Weg ist sehr schön. Allerdings sind massenhaft Wandersleute unterwegs.

Nun geht es über die Grenze. Vorab habe ich geklärt, dass es zwischen Slowenien und Österreich 3 offene Grenzen für den internationalen Reiseverkehr gibt (Corona). Wir wählen den Loiblpass und rechnen mit Stau, aber es ist gähnende Leere und die Grenzbeamten winken nur durch. Slowenien begrüßt uns um gehend mit Weite und schöner Landschaft. Die Häuser und Gärten sind unglaublich gepflegt und versinken im Blumenblütenmeer. Wir kehren zum späten Mittag ein und versuchen ohne Sprachkenntnis höflich zu sein, aber die nette Bedienung spricht deutsch.

Weiter geht es auf schönen Umwegen zum Jezero Bohinj, hoppala unbefestigte Straßen nicht ausgeschlossen: 15 km Schotterpiste. Auf anderen Kleinstrassentouren kommt das in den folgenden Tagen immer wieder vor. Da freut sich der 190er Hinterreifen (nicht !)…. Vorsicht für die, die nicht Schotter fahren wollen/können!

Wir quartieren uns für 5 Nächte auf dem Camping Platz in Ukanc ein und schlagen das Zelt auf. So sind wir weitgehend raus aus der Corona-Falle *zwinker*. Vom Buchenwald im Nationalpark Triglav direkt am See machen wir Tagestouren mit dem Leih-Rad rund um den See und zum Wasserfall Slap Savica, dem Motorrad und erwandern den Vogel – den Berg, der direkt am Campingplatz in die Höhe schießt.
Slowenien, ein superschönes Land! Irre Berge (die Julischen Alpen), wir haben Spaß am Mangart-Pass, der sich abenteuerlich nach oben zieht und keine 2 Autos aneinander vorbei passen. Gottseidank sind wir einspurig unterwegs. Am schönen Vrsic-Pass – der höchste für den allgemeinen Kraftverkehr befahrbare Gebirgspass Sloweniens und stellt die Verbindung zwischen Kranjska Gora und dem Dorf Trenta im Soča-Tal her. Jede Kurve hat Kopfsteinpflaster für uns bereit, gut dass es nicht regnet.

Wir besuchen die größte Höhlenburg der Welt (Predjama – sehenswert!), erwandern die größte älteste Hirtensiedlung der Welt (Velika Planina – sehenswert auf einer Hochebene gelegen), wunderbare Täler und Bergstraßen, gerne 30 km und mehr fahren ohne Orte, ein Traum in waldgrün. Slowenien ist das drittbewaldeste Land in Europa, prozentual gesehen. Gleich nach Finnland und Schweden. 62% sind bewaldet. Wunderschön. Natürlich besuchen wir auch Bled beim Vorbeifahren, der Touristensee mit der einzigsten Insel von Slowenien mittendrin. Nun, Geschmäcker sind verschieden, uns hat Ort und See weniger gefallen.

der Nockalm Pass

Deutschland statt Provence

Der Virus… was sonst. Lockdown und Urlaub eingereicht. Die Provence/Frankreich macht dicht. Was tun? Kennen wir Deutschland – überall? Natürlich nicht und ein schöner Plan ist schnell ausgearbeitet. 12 Tage Zeit und ein Besuch in Berlin bei Mario soll dabei sein. Weimar – wollte ich doch immer einmal in das Bauhaus-Museum. Bekannte bei Lüneburg besuchen. Die Route sitzt und die Motorräder werden bepackt. Dieses Mal sind sie eher Fortbewegungsmittel als das Muss für tolle Strecken, aber wie immer erste Wahl für Freiheit, Urlaub, Kopf frei werden lassen. Als Unterkünfte wählen wir Ferienwohnungen und verpflegen uns selbst, ganz im Sinne der Corona-Maßnahmen. Unterwegs Spaziergänge und Radtouren mit Leihrädern. 52 km durch Berlin und bis zum Wannsee, eine echte Empfehlung um hautnah die grüne Stadt zu erleben. Wir hatten mit unserem Freund und Gastgeber Mario natürlich einen Stadtführer der besonderen Art. 98 km von der Stralsunder Ecke nach Zingst an die Ostsee. Herrlich! 35 km an der Lüneburger Heide. Topfeben und entspannend.

Steh‘ ich in Weimar auf dem Platze
und schau’ den Dichtern in die Fratze
Goethes Faust und Schillers Glocken
Wohin man schaut will Kunst uns locken
Nach einem kurzen Blick in den Faust
Weiter auf kleinsten Straßen nach Berlin gebraust
Ein Tag in Berlin 
geht schnell dahin
Und dann ein Ritt durch Tag und Wind
Damit wir an der Ostsee sind
Nun an der Ostsee abgetaucht
Und einen halben Tank voll auf Rügen verbraucht 

Und was sich reimt ist gut … sagten schon Goethe und Schiller.

Schiller und Goethe
An der Ostsee
Die Kreidefelsen auf Rügen
Stralsund, eine Reise wert

Klappe die Zweite und Schluß mit schlechten Gedichten:
Weiter von Ost nach West mäandert
Die Straßen mohnblütengerändert
Zum Mittag Holunderblüteneis 
So sei es
Rote Backsteinhäuschen niedlich
Die riesigen Felder friedlich 
In Hamburgs Süden
Bei lieben Freunden geblieben 
Statt Haarnadeln und Spitzkehren 
Den Geist und weiten Blick vermehren

Ein Abstecher an die Nordsee und vorbei am beeindruckenden Mahnmal Friedland. Zurück zu Hause voller toller Eindrücke aus unserem schönen Land. Gerne wieder!

Victoriasee, Uganda Kampala – Teil 5

Wir haben noch so 25 Kilometer bis zum Stadtzentrum von Kampala, der Hauptstadt Ugandas. 1,7 Millionen Einwohner. Hauptstadt und Stadt des Verkehrschaoses schlechthin. Der schnellerere und sicherere Fahrer gewinnt.

Der Verkehr wird immer dichter und dichter. Man fährt in vollendeter Anarchie links, rechts, langsam vorbei, schleichend Gas gebend, raus aus der Gefahrenzone, rein in die nächste. Volle Konzentration! Wer Schwäche zeigt verliert. Ich liebe es irgendwie. Man muss mitschwimmen. Do like the locals do. Nur so funktioniert es. Ich fahre an Position 3 von 4. Position 2 hat spürbar Angst und gibt es auch später zu. Nervös, tastend. So wird er abgedrängt, wird langsamer, schliesst wieder auf. Ich überhole das links von ihm fahrende Auto auf der linken Seite (wir erinnern uns, wir haben Linksverkehr), quasi im Straßengraben, folge einfach einem Moped, beladen mit 2 locals und Unmengen von Einkäufen. Das Übliche. Irre was hier alles auf den Mopeds (in der Regel chinesische 125er) transportiert wird. Ich bin voll konzentriert. Zack, bin ich zum Guide aufgeschlossen, der in den Rückspiegel schaut und seine Gruppe sucht. Ich hupe und winke ihm fröhlich von links und wir fahren lachend zusammen weiter.

Hier ein unheimlich interessanter Beitrag zu den 1000enden von Mopedtaxis in Ostafrika, speziell in Uganda/Kampala: link.

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Der nächste und letzte Tag. Die Fahrt von Kampala nach Entebbe führt uns nochmal direkt am Victoriasee entlang. Ein letzter langer sehnsüchtiger Blick. Es geht dem Ende zu. Ein paar Tage Urlaub. Ein paar Tage Reise. Ein paar Tage mit ganz wundervollen Menschen. Ko und Peter, unsere Guides, drücken uns, wir alle vier kämpfen mit den Tränen. Ich hoffe so sehr wieder mit ihnen eines dieser wundervollen afrikanischen Länder mit ihren bunten fröhlichen Menschen und Landschaften erleben zu dürfen. Eindrücke für Monate sind in meinem Kopf. Die Kamera hat ein paar Bilder aufgenommen, aber das Meiste ist im Kopf. Das gute Gefühl ist nur im Bauch, kann man sowieso nicht einfangen und kaum beschreiben. Die rote Erde von Afrika wird nie mehr ganz aus den Klamotten herauszuwaschen zu sein, aber das ist gut so. So bleibt es näher.

Victoriasee, Uganda West- Teil 4

Die Grenze zwischen Ruanda und Uganda. Wir müssen unsere Schuhsohlen in chloriertem Wasser baden und die Hände mit Desinfektionsmittel waschen. So will man vermeiden, dass wir Ebola einschleifen. Wir tragen uns in eine Liste und 2 dicke Bücher ein – Name, Beruf, Woher, Wohin, Passnummer. 50 Dollar. Klar oder?

Unser Guide fährt sich einen Vorderreifen platt. Wie wechseln den Reifen und werden von 15 Kindern aus der Bananenplantage beobachtet. Ich lache mit ihnen und gestikuliere. Wenig später fährt sich mein Mann die Hinterradfelge kaputt. Schlagloch übersehen. Wir wechseln den Reifen und lassen später am Tag beide Reifen im nächsten Ort reparieren (Bild 1). Kein Problem/hakuna matata. 20 Minuten. Umgerechnet 3,10 Euro.

Der Regenwald ist herrlich und die Ausblicke in nebelschwadendurchwabernde Täler wunderschön. Wir fahren wieder hinaus und in den Queen-Elizabeth-Nationalpark, eine Art besserer Feldweg führt uns durch eine Savannenlandschaft. Ich denke noch so, ui, wenn es irgendwo Elefanten gibt, dann hier. Schon passiere ich einen großen frischen Dunghaufen. Wir sind inzwischen, nach unseren Afrikareisen, voller Geschichten über Elefanten und Menschen, die nicht gut ausgingen. Aggressiv, ängstlich, hochsensibel, geräuschempfindlich, beschützend, aber nur ihresgleichen. Schon stehen 2 auf unserem Feldweg. Ein Jeep wartet schon in gebührendem Abstand hinter ihnen und hofft wahrscheinlich das selbe wie wir. Wir sind 4 Motorräder, einer ist cool und drei haben die Hosen voll. Der Jeep fährt langsam an die 2 Bullen heran und versucht sie von der Strasse weg zu bewegen. Es gelingt, aber einer geht nach rechts und der andere nach links. Genau das willst Du nicht sehen. Du weißt genau, dass einer der Burschen umdreht. Wird er es tun bevor oder während Du vorbei fährst? Wir rollen langsam zwischendurch, ja kein unnötiges Motorengeräusch. Vorbei, langsam Gas geben, durchatmen. Die nächsten 80 Kilometer haben noch viele Elefanten für uns parat. Gottseidank nicht mehr so nah.

Am Tag darauf reparieren wir mal wieder ein loses Kettenrad. Ich genieße solange den Blick in eine unendlich weite Ebene und bin sicher, dass da unten ein Löwe sitzt (Bild 2).

Uganda ist wunderschön und abwechslungsreich, weit im Westen an der kongolesischen Grenze entlang von Süd nach Nord, mit dem Blick auf 5000 Meter hohe (aktive) Vulkane, mit dem Blick in die Seen des Rift Valleys, in kreisrunde Vulkanseen, überqueren wir das zweite Mal den Äquator, zum Albert Lake, traumhaft.

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Victoriasee, Ruanda und der Alien – Teil 3

Ruanda,  Kigali – die Stadt der 1000 Hügel liegt in einem Land mit 10000 Hügeln:

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Wir haben einen Tag zur Verfügung und erkunden die Stadt. Hochmodern kommt sie daher, aufgeräumt und funktionierend. Im Supermarkt gibt es Toblerone in allen Farben und daneben afrikanisches Kunsthandwerk. Unvermeidlich – aber wichtig – besuchen wir auch das Genozidmuseum. 1994. Lange her und doch so präsent. Heute darf niemand mehr Tutsi oder Hutu sein, aber ich bezweifle, dass dies aus den Köpfen ist. Mich würde interessieren, ob es gemischte Ehen gibt. Ob die Kinder von damals einen der anderen Seite lieben können. Verbergen können sie ihre (ehemalige) Stammeszugehörigkeit ja eher nicht. Sie haben sich immer an Gesicht, Körper, Art, Beruf erkannt. Warum sollte das jetzt schon anders sein? Die Regierung tut zum einen alles, dass es die alten Stämme nicht mehr gibt und nur noch Ruander, aber doch gibt es in jeder größeren Ansiedlung ein Genozidmuseum oder -mahnmal. Es ist sehr präsent, also auch nicht zu vergessen. 800.000 Menschen in 100 Tagen starben. Was denken sie, wenn sie heute eine Machete in die Hand nehmen oder sehen?

Vom hochinteressanten Museum laufen wir durch die brütende Hitze zum Hotel Ruanda, heute Hotel des Milles Collines. Dort wurden damals 1200 Flüchtlinge, Tutsi, aufgenommen. Wir essen auf der Terrasse zu Mittag, fahren auf das Dach und schauen über die Stadt. Friedlich und doch bedrückend sitzt es in mir.

Weiter geht es. Die Landschaft: Ein Traum. Gab es in Kenia und Tansania auch mal ein paar 100 Kilometer tristes geradeaus, so ist in Ruanda nur noch Kurve angesagt. Wir erreichen den Kiwu See – 480 Meter tief. Wir nächtigen erst in Kibuye und machen am Morgen eine wundervolle Bootsfahrt, mit Besuch auf der Äffcheninsel.

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Weiter dann nach Gisenyi. Nebendran, im Prinzip zusammengebaut, liegt Goma, eine große kongolesische Grenzstadt. Da drüben ist nichts friedlich. Da drüben hauen sie sich noch immer die Köpfe ein. Da drüben gibt es Ebola, Armut, Hunger, Warlords, Korruption. Flüchtlinge kommen stetig herüber, die UNHCR ist präsent. Am gleichen Strand, nur der Verlängerung nach Ruanda, sind die Bars mit Einheimischen Ruandern gefüllt, es gibt lecker Essen und die Familien spielen Ball. Komische Welt.

Weiter geht es auf 2600 Höhenmeter hinauf und wir treffen einen Ausserirdischen: Wir pausieren und ein Motorradfahrer nähert sich, steigt ab und bleibt eine halbe Stunde zum Reden. Ein junger Franzose von 2 Metern Körperlänge. Das gab es noch nie. Unterwegs auf einer Suzuki mit südkoreanischem Kennzeichen (hallo?). Von Korea an der westafrikanischen Küste nach unten und nun durch die ostafrikanischen Länder hinauf, um über den Iran nach Frankreich zu fahren. Häh? Seit 2 Wochen fährt er mit einem Nagel im Reifen herum: es gibt in jedem Dorf für ein paar Groschen einen Reifenflicker. Wie kann man so sein Leben aufs Spiel setzen? Seit einem Jahr unterwegs und blass wie eine Wand (nein keine afrikanische Lehmhüttenwand). Für heute hatte er noch eine Etappe vor sich, die gar nicht machbar war und es war schon 16 Uhr. Unbedarft. Das Gepäck so übersichtlich, wie wenn man ein Wochenende ohne Campingausrüstung verreist. Weltreise? Braucht man doch mal einen Schlafsack und Regensachen oder einen Pullover? Er startet vor uns und wir überholen ihn kurz darauf. Er sitzt auf dem Bike wie ein Fahranfänger und eiert auch so. Ein Alien also. Auch eine Erfahrung wert. Aliens sprechen also englisch mit französischem Akzent und glauben sie sind Motorradfahrer.

Dann geht es zur ugandischen Grenze und in den Regenwald der Berggorillas.