Start in den Osten.
Wir fahren aus Zeitgründen auf der Autobahn in Münchens Nähe zu Kumpel Rainer. An der Autobahntankstelle Dasing wollen wir Benzin nachladen. In deren Einfahrt steht ein Kleintransporter, Flammen züngeln an seiner Front hoch. Ein Feuerlöscher daneben, sonst niemand, bereits aufgegeben? Wir stehen wartend an der Zapfsäule, in Bayern ticken die Uhren wohl langsamer. Die Flammen erreichen den ersten Reifen, der laut knallend platzt. Die Plane fängt Feuer. Niemanden kümmert es. Es wird gemütlich getankt, eingekauft, Kaffee getrunken, bezahlt. Ich werde nervös. Nun läuft eine Feuerspur (brennender Diesel) vom Transporter die Straße hinunter. Wir schauen uns an, setzen die Helme auf und sind uns einig: jetzt weg. Irgendwo sonst wird es Benzin für uns geben. Tag 1 und wir haben das erste Mal überlebt.
Die letzten 40 km kommen wir in Regen, es ist stockdunkel mondlos – aber wir wissen es erwartet uns eine Garage, eine warme Suppe und ein trockenes Nachtlager.
Tag 2 – nun zu viert mit 4 Motorrädern Richtung Osten: In Tschechien nach 180 km der erste Pannenstopp. Rainers Benzinpumpe fördert nicht. Der Motor bleibt stehen. In gewohnter Windeseile ist Verkleidung und Tank abgebaut und eine Ersatzpumpe eingebaut. Läuft. Nachdem wir komplett angezogen wieder durchstarten wollen, fängt Rainers Hupe an, einen krächzenden Dauerton von sich zu geben. Nach Demontage der linken Schaltereinheit ist das Problem nicht gelöst. Also wird wieder die Verkleidung gelöst und nach Anheben des Tankes kann das nun sichtbar eingeklemmte Kabel gelöst werden. Wir sind 1,5 Stunden älter und starten wieder durch. Nach einer Kaffeepause und weiteren 110 km streikt wieder die Benzinversorgung. Das Problem ist durch Klopfen an der Benzinpumpe schnell lokalisiert und behoben, aber Rainer ist ohne Zuversicht. Er dreht um und fährt zurück nach Hause, um dort von elektrischer Pumpe auf die originale Unterdruckpumpe zurück zu bauen. Wir fahren zu dritt weiter in das noch 174 km entfernte Brno.
Wir essen gut, nächtigen gut, vertrödeln den nächsten Vormittag bei Wellness, Frühstück, Spaziergang, bis Rainer uns um 13:30 Uhr wieder mit seiner Anwesenheit beehrt. Früh morgens hat er sich nach einer Nacht des Schraubens und des kurzen Schlafes aufgemacht uns einzuholen.
Wir starten, wie wenn nichts gewesen wäre, durch bis Trencin in der Slowakei. Eine nette kleine Altstadt unter einer Burg mit eher uncharmantem Anschluss an den Rest der Stadt. Wir wollten etwas essen und ich empfahl die Brauereigaststätte, ist das doch bei uns immer ein Aushängeschild für gutes Essen. Nun, es war entsetzlich verkocht und ölig 🙂

Tag 4: Wir fahren immer wieder durch langgezogene unschöne Industrieviertel, aber auch durch eine sehr schöne Landschaft – die Hohe Tatra, die ich mir höher vorgestellt habe. Vorbei an einem überaus zugemüllten See mit Fluss mit vielen Anglern (lecker Fisch), durch den Süden der Hohen Tatra. Diese habe ich mir spektakulärer vorgestellt, doch ist es landschaftlich reizvoll.
Wir besuchen die Zipser Burg, eine sehr große Burgruine, spektakulär auf einem Berg liegend. Danach beginnen wir an eine Übernachtung zu denken, doch die Dörfer und Kleinstädte sind abweisend und durchzogen von Armenvierteln, nicht sehr einladend. Ghettos und finster aussehende Kinder. Sie lachen nicht, sie schätzen ab. Kleine Buben haben den Blick von Erwachsenen. Es stimmt mich traurig, haben sie keine Kindheit? Hagere Frauen schauen verloren, Dreck in den Gesichtern. Arm, zukunftslos die Bauten. Ein angezeichnetes Hotel ist nun ein Zigeunerheim. Wir fahren weiter, es wird wieder einladender. An einem See liegen Tretboote und ein Pensionsschild winkt uns heran. Bikers welcome mit Pizzaschild. Was will man mehr. Wir bremsen hinein und sind schon eingecheckt und bekommen nach einer Dusche leckerfreundliches Essen. Die junge Bedienung spricht kein Wort englisch, aber ich kann mich erfolgreich als Vegetarierin outen. Absolut verblüffend, sie ist nicht zum Frühstück da, hat aber gemeldet: keine Wurst für mich. Das habe ich selten erlebt.
Tag 5: Wir erreichen die Grenze nach Ungarn, verlassen den Karpatenbogen, der hier durch die Ukraine führt, durchqueren flaches Land, um die Grenze nach Rumänien zu erreichen. Hier warten wir in zwar kurzer, aber sehr langsamer Schlange, um dann 2x den Ausweis zu zeigen und sind drüben.
Keine 5 Kilometer weiter stehen wir an einer Baustellenampel hinter einem 1 PS-Pferdefuhrwerk. Jetzt heißt es nicht mehr Schlaglöchern, sondern Pferdeäpfeln auszuweichen. Die Kinder sind nun nicht mehr dreckig, sondern lachen winkend aus bunten Kleidern. Wir besuchen den fröhlichen
Friedhof in Sapanta, auf den Grabkreuzen ist poetisch in Kurzform die Lebensgeschichte des Toten beschrieben. Was diese (Bild) wohl beruflich gemacht hat?
Wir übernachten in einer Pension am Straßenrand. In einem riesigen Speisesaal sitzen wir zu viert an einem runden Tisch für 8 und rufen uns unsere Eindrücke des Tages zu.
Tag 6: Heute stehen die Moldau-Klöster auf der Tagesordnung. Wir besuchen derer zwei und haben dazwischen sehr schöne Straßen und Landschaften. Die Dörfer sind bunt. Altes, uraltes, neues und noch nicht fertiges wechseln sich ab. An der ukrainischen Grenze übernachten wir in einer nagelneuen Pension und werden sehr freundlich von 3 Generationen der Familie begrüßt, eingewiesen und bekocht.