Was haben wir:
Verblüffend große Familien in Schrebergärten.
2-3 Autos mit verschiedenen Kennzeichen vor der Gartenhaussiedlung. Ergo, ziemlich sicher nicht aus einem Haushalt.
2 Teenager, definitiv keine Brüder, die sich abends zum Plausch treffen. Sie begrüßen sich mit Handschlag und Wangenküsschen links und rechts.
Vom Balkon schaue ich auf die Nachbarn, die das Wetter und die Freizeit nützen, um die Terrasse abzugraben und neu zu plätteln. Die nicht im Haushalt wohnenden Kinder helfen mehrere Tage mit. Ach übrigens, es sind Italiener. Ich hoffe, sie haben in ihrer ursprünglichen Heimat keine Toten zu beklagen. Verständnis haben sie auf jeden Fall nicht.
Am Wochenende waren überall wandernd und radelnd Grüppchen unterwegs, sicher nicht aus einem Haushalt.
Die Motorradfahrertreffpunkte waren voll, kam im Radio. Wer fährt heutzutage? Mehrheitlich die, die in Rente, Vorruhestand oder gut betucht sind. Denen, der der Job nicht weggenommen wird. Dann die 3 Typen, die mit dem Ghettoblaster in der Hand im Supermarkt einkaufen gehen. Bier und Chips.
Ich könnte kot…… Ja, ich halte diese Beschränkungen, die uns auferlegt werden noch immer für übertrieben. Fehlt mir der Glaube an den Nutzen, wenn sich eh 60-70 % anstecken.
ABER
Ich akzeptiere nicht, dass all diese Ignoranten an der Wirtschaftskraft sägen.
Ich akzeptiere nicht, dass sie mit ihrer Ignoranz die Politiker quasi zwingen, dass eine komplette Ausgangssperre verordnet wird und weitere Firmen schließen müssen.
Ich akzeptiere nicht, dass diese Besserwisser Unternehmen wie die mittelständische Firma, in der ich arbeite, kaputt machen. Wir produzieren und haben Kunden, noch!
Warum kann man nicht einmal weiter denken, als bis zu seinem eigenen Freizeitvergnügen?
Reicht es nicht, dass Wohnungslose, Kleinstunternehmer, Gastronomen vor die Hunde gehen?
An diesen Stühlen sägen wir alle. Die Ignoranten noch mehr.
Müssen die Mittelständler auch daran glauben? Da wo Kaufkraft sitzt, noch.
Um die ganz Großen mache ich mir keine Sorgen. Die haben immer Möglichkeiten an Kohle zu kommen. Sie entlassen die Sachbearbeiter, haben gute Berater und Anwälte, streichen Geld vom Staat ein und kommen gestärkt aus der Krise. Wie sieht es denn bei VW aus? Milliarden zahlten sie für ihren Dieselskandal, jetzt haben sie immer noch ohne mit der Wimper zu zucken Millionen für Corona und wer sitzt jetzt in Kurzarbeit zu Hause? Die kleinen Werker, nicht die reichen Manager und Ingenieure.
Ich akzeptiere nicht, dass die Ignoranten sich einen Kaffee an der kleinen Minifirma, eigene Röstung, kaufen und dann dicht gedrängt auf die Bank daneben sitzen, um ihn zu trinken. Sie sägen an der kleinen Firma mit den supernetten Kaffeeleuten. Man kann darauf warten bis ihr kleiner Marktstand da nicht mehr stehen darf, weil es die Leute „zum Zusammensitzen animiert“. Nein, tut es nicht. Es sind nur nichtdenkende Idioten.
Ich akzeptiere einfach nicht, dass die, die es gerade besser wissen und ihre Kumpels treffen und Familientreffen veranstalten, nachher jammern und weiterhin ihren billigen klima- und umweltvernichtenden Scheiß aus dem Ausland kaufen – statt regionales. Hier brauchen wir zukünftig Wirtschaftskraft, um wieder auf unser gewohntes Niveau zu kommen. Im Laden um die Ecke. Aber das ist ein eigenes Thema…
Ich kaufe jetzt erst recht überteuert auf dem Markt, dass die Region überlebt. Auf die Zukunft gesehen, wird sich das Auszahlen. Ich gehe jeden Tag zum Bäcker, dass mein Bäcker überlebt und ich kaufe im kleinen Kiosk eine Zeitung, dass er Umsatz macht. Und ich werde, wenn sie wieder aufmachen dürfen – oder überhaupt noch können – in alle Biergärten der Region gehen, um trinkend und essend zu helfen.
Ich sitze die dritte Woche in meinem sicheren privilegierten Homeoffice und versuche auch mit unbezahlten Überstunden die kleine Firma, die mein Leben finanziert, aufrecht zu erhalten. Ich bin jeden Tag draußen, aber ich muß jetzt keine Leute treffen.
Nochmal, ich glaube nicht an die Massnahmen, aber sie sind so. Man kann mal den Po zusammen kneifen und mithelfen, dass nicht vollens alles kaputt geht – kaputt gemacht wird – von Politikern, die keine Ahnung haben was es heißt, kein Geld mehr zu verdienen.