moderner Sklavenhandel – wenn die Nerven blank liegen

Der Alltag bei der Arbeit. Kurzarbeit, Gleitzeitabbau, Urlaubsabbau zum Jahresende. Die Geschäftsleitung sieht die Umsatzeinbusse dieses wirtschaftlich schlechten Jahres und die Belegschaft baut Stunden ab. Noch und nöcher. Die Arbeit ist da, alles mögliche soll noch schnell bzw. wie immer gemacht werden. Wie immer heißt: zeitnah, richtig, gut. Die Nerven liegen blank. Die Augenränder werden trotz vieler Freizeit dunkler. An den freien Tagen kann man sich nicht entspannen, da die Arbeit in der Abwesenheitszeit nicht gemacht wird. Man versucht sich durchzujonglieren und das Richtige liegen zu lassen. Das Richtige aber für wen?

Meine Mitarbeiter sind am Ende und ich auch – wenn ich in ihre Augen sehe.

Wir haben ein Jahr verloren, um an Effizienzthemen und Strategiethemen zu arbeiten. Das nächste Jahr startet mit Kurzarbeit und wir arbeiten wieder nur am Tagesgeschäft. Feuerwehr. Agieren statt Reagieren.

Sind Effizienz- und Strategiethemen nicht das, was eine Firma, neben aktuellem Umsatz, in eine gesicherte Zukunft führt? Offensichtlich nicht.

Auf ein Neues – 2021 wird besser – vielleicht. Prost Chef.

Moderner Sklavenhandel – Teil 17

Vita: 8 Monate Praktikum bei Personaldienstleister XY

1 Jahr 11 Monate Consultant bei Personaldienstleister XZ

1 Jahr 11 Monate Standortleiter bei Personaldienstleister XZ

Das laaaange Berufsleben in der Personal-Recruiting-Branche mit steilem Aufstieg hat den Herrn standortleitenden Headhunter auf mein Profil bei einem namhaften Netzwerk geführt – um mir einen Job als Bauleitenden Obermonteur anzubieten, mit den schönen Worten „weil Ihre derzeitige Position und Kenntnisse zu ideal zu der Stelle passen.“ Nun, ich habe überhaupt nichts in meinem Profil was darauf schließen lassen könnte, dass ich Obermonteur sein wollte oder könnte oder je etwas mit Immobilien zu tun gehabt hätte.
Leider war dann auch noch der Link zur Stellenausschreibung falsch und er musste ihn einen Tag später nochmals senden. Naja, so ist es halt, wenn man alles zur Chefsache macht und sich als Standortleiter ohne Erfahrung um profane Profilrecherchen kümmert. Dann kommt halt Mist heraus, obwohl man „langjährigste“ Erfahrung hat und als junger Mensch auch noch so was von medienafin ist, sozusagen vor Medienkompetenz strotzt, wie Popeye mit Spinat.

Nur peinlich was man alles erleben muss. Nur peinlich wie manche Leute ihren Job verstehen und dafür Geld bekommen.

Moderner Sklavenhandel und Corona

Was haben wir:
Verblüffend große Familien in Schrebergärten.
2-3 Autos mit verschiedenen Kennzeichen vor der Gartenhaussiedlung. Ergo, ziemlich sicher nicht aus einem Haushalt.
2 Teenager, definitiv keine Brüder, die sich abends zum Plausch treffen. Sie begrüßen sich mit Handschlag und Wangenküsschen links und rechts.
Vom Balkon schaue ich auf die Nachbarn, die das Wetter und die Freizeit nützen, um die Terrasse abzugraben und neu zu plätteln. Die nicht im Haushalt wohnenden Kinder helfen mehrere Tage mit. Ach übrigens, es sind Italiener. Ich hoffe, sie haben in ihrer ursprünglichen Heimat keine Toten zu beklagen. Verständnis haben sie auf jeden Fall nicht.
Am Wochenende waren überall wandernd und radelnd Grüppchen unterwegs, sicher nicht aus einem Haushalt.
Die Motorradfahrertreffpunkte waren voll, kam im Radio. Wer fährt heutzutage? Mehrheitlich die, die in Rente, Vorruhestand oder gut betucht sind. Denen, der der Job nicht weggenommen wird. Dann die 3 Typen, die mit dem Ghettoblaster in der Hand im Supermarkt einkaufen gehen. Bier und Chips.

Ich könnte kot…… Ja, ich halte diese Beschränkungen, die uns auferlegt werden noch immer für übertrieben. Fehlt mir der Glaube an den Nutzen, wenn sich eh 60-70 % anstecken.
ABER
Ich akzeptiere nicht, dass all diese Ignoranten an der Wirtschaftskraft sägen.
Ich akzeptiere nicht, dass sie mit ihrer Ignoranz die Politiker quasi zwingen, dass eine komplette Ausgangssperre verordnet wird und weitere Firmen schließen müssen.
Ich akzeptiere nicht, dass diese Besserwisser Unternehmen wie die mittelständische Firma, in der ich arbeite, kaputt machen. Wir produzieren und haben Kunden, noch!

Warum kann man nicht einmal weiter denken, als bis zu seinem eigenen Freizeitvergnügen?
Reicht es nicht, dass Wohnungslose, Kleinstunternehmer, Gastronomen vor die Hunde gehen?
An diesen Stühlen sägen wir alle. Die Ignoranten noch mehr.
Müssen die Mittelständler auch daran glauben? Da wo Kaufkraft sitzt, noch.
Um die ganz Großen mache ich mir keine Sorgen. Die haben immer Möglichkeiten an Kohle zu kommen. Sie entlassen die Sachbearbeiter, haben gute Berater und Anwälte, streichen Geld vom Staat ein und kommen gestärkt aus der Krise. Wie sieht es denn bei VW aus? Milliarden zahlten sie für ihren Dieselskandal, jetzt haben sie immer noch ohne mit der Wimper zu zucken Millionen für Corona und wer sitzt jetzt in Kurzarbeit zu Hause? Die kleinen Werker, nicht die reichen Manager und Ingenieure.

Ich akzeptiere nicht, dass die Ignoranten sich einen Kaffee an der kleinen Minifirma, eigene Röstung, kaufen und dann dicht gedrängt auf die Bank daneben sitzen, um ihn zu trinken. Sie sägen an der kleinen Firma mit den supernetten Kaffeeleuten. Man kann darauf warten bis ihr kleiner Marktstand da nicht mehr stehen darf, weil es die Leute „zum Zusammensitzen animiert“. Nein, tut es nicht. Es sind nur nichtdenkende Idioten.

Ich akzeptiere einfach nicht, dass die, die es gerade besser wissen und ihre Kumpels treffen und Familientreffen veranstalten, nachher jammern und weiterhin ihren billigen klima- und umweltvernichtenden Scheiß aus dem Ausland kaufen – statt regionales. Hier brauchen wir zukünftig Wirtschaftskraft, um wieder auf unser gewohntes Niveau zu kommen. Im Laden um die Ecke. Aber das ist ein eigenes Thema…
Ich kaufe jetzt erst recht überteuert auf dem Markt, dass die Region überlebt. Auf die Zukunft gesehen, wird sich das Auszahlen. Ich gehe jeden Tag zum Bäcker, dass mein Bäcker überlebt und ich kaufe im kleinen Kiosk eine Zeitung, dass er Umsatz macht. Und ich werde, wenn sie wieder aufmachen dürfen – oder überhaupt noch können – in alle Biergärten der Region gehen, um trinkend und essend zu helfen.

Ich sitze die dritte Woche in meinem sicheren privilegierten Homeoffice und versuche auch mit unbezahlten Überstunden die kleine Firma, die mein Leben finanziert, aufrecht zu erhalten. Ich bin jeden Tag draußen, aber ich muß jetzt keine Leute treffen.

Nochmal, ich glaube nicht an die Massnahmen, aber sie sind so. Man kann mal den Po zusammen kneifen und mithelfen, dass nicht vollens alles kaputt geht – kaputt gemacht wird – von Politikern, die keine Ahnung haben was es heißt, kein Geld mehr zu verdienen.

Moderner Sklavenhandel – Teil 15

Die nun nicht mehr neue Arbeitsstelle… Was soll man sagen? Ich kam aus einem Job, der mich gefordert hat, Überstunden, freiwillige Samstagsarbeit, negativer und positiver Stress. Ich war wichtig. Und nun? Gähnende Langeweile. Ich reiße alle möglichen kleinen Jobs und Vertretungen an mich, um den Tag rumzubringen. Ich werde wichtig, aber nicht ausgelastet.

Mein Chef gibt wegen Burnout auf. Die Abteilung wird aufgeteilt in 2 und ich werde Teamleiter. Warum ich? Aha, offensichtlich „belastbar, engagiert, will arbeiten, denkt mit, hat Ideen“. Warum sage ich ja? Warum tu ich mir das an? Nun, ich muß der Langeweile entfliehen und hoffe nun nicht alles falsch gemacht zu haben. Brauche ich doch in meinem Lebenslauf keinen Ego-Job, sondern nur eine erfüllende Aufgabe.

Ein Tipp an alle: Gut überlegen, ob die Herausforderung eines vermeintlich reizvollen Führungsjob einem nicht Ruhe und Feierabend klaut. Mal sehen, ob mein Ja kein Fehler war – noch bin ich motiviert 🙂 Der 1.1.2019 wird kommen und ich starte mit weiteren Aufgaben.

moderner Sklavenhandel – Teil 14

Irre, ich lache laut auf und dann wird es ernst in mir…

Lachen die Personaler auch, die diese Jobs ausschreiben?

Nein, es ist nicht die Stellenbeschreibung, es ist die Job-Bezeichnung:

Lead Architect Electronic Controls Technology Development (m/f)

Location: Any major XFIRMAX Location

(wenigstens der Hauptsitz ist in den USA, aber die Ausschreibung ist für die deutsche Niederlassung, nach Nachfrage nicht in any)

oder hier noch schöner:

Operations Architect & Security Expert – Infrastructure Application & Workplace Services (m/f)

bei einer großen deutschen Bank in Deutschland.

Wer bietet diese Visitenkarten an, auf die das geschrieben werden kann? Und was verbirgt sich nur hinter diesen Jobs?

Die Welt ist ein verrückter Arbeitsort…

moderner Sklavenhandel – Teil 13

Gute 6 Monate sind vorbei. Die Probezeit in der neuen Firma mit Bravour bestanden. Ich laufe auf Halbgas, bin gut unausgelastet und um mich herum fallen sie um wie die Mucken vor lauter stressigem Arbeitsanfall. Verkenne ich die Lage oder kann ich einfach arbeiten und mit hohem Arbeitsanfall gut umgehen? Bald jede Abteilung kann einen Mitarbeiter vermelden, der langzeitkrank ist wegen Burnout. Langzeitkranke, Mitarbeiter in Rehabilitation, gekündigt wegen Dauerstress, am Ende ihrer Kräfte. Ich kenne das aus meiner alten Firma nicht und wir haben wirklich gerackert… Der Arbeitstag war immer länger – bei 40 Stunden-Woche – und nun erlebe ich wie sie bei einer 35 Stunden-Woche reihenweise umfallen. Bin es tatsächlich ich, als Frischling, der nicht ausgelastet ist? Lebe ich in Schonfrist? Warum? Ist es so, dass Burnout gut kommt, wenn man ein paar Wochen zu Hause bleiben will und man erkennt an den Kollegen, dass es funktioniert? Ich mag es nicht glauben und glaube es auch nicht, weiß ich doch, dass es Burnout wirklich gibt. Ich habe das Schlaraffenland erreicht, beste Arbeitsbedingungen, gutes Umfeld, gute Auftragslage, wunderbare Kollegen. Was sehen die anderen? Der Gang zum Arzt wegen Tinnitus „der Gedanke an die Firma lässt mich nicht schlafen, mein Kopf brummt, die Teamleitung ist so anstrengend“. Zack, beurlaubt. So geht 2016 und 2017 dahin mit Dauerkranken. Der Tinnitus hat in 2017 85 Tage frei (die er auch braucht, da krank!) aber auf seinem Schreibtisch bleibt gar nichts liegen. Ist das der eigentliche Stress? So gingen sie hin, mehrfach und mehrere. Mag ich es keinesfalls nicht glauben, aber was ist da los? Ich stehe vor einem Rätsel.

moderner Sklavenhandel – Teil 12

Heute gelesen und verwundert den Kopf geschüttelt. Wieder einmal. Ich erinnere mich an meine und an die Stellensuche einiger meiner Bekannten. Lachplatte. Möchte mal wissen wie viele Dienstleister, z.B. Ingenieurdienstleister, alle ihre nicht real existenten Stellengesuche gemeldet haben und die dann von allen Dienstleistern doppelt und dreifach gemeldet werden. Flugs habe ich in die Webseite meines „Antilieblingsdienstleistungsunternehmens“ aus meiner Bewerbungsphase geschaut. Aktueller Stand heute: 1573 offene Stellen! Respekt! Die gehen alle in die untere Statistik ein. Wetten? Also 1,1 Millionen oder ein paar weniger, was solls….

n-tv online 08.08.2017

Rekord: 1,1 Millionen offene Stellen in Deutschland. Die Zahl der offenen Stellen liegt in Deutschland nach dem zweiten Quartal mit 1,099 Millionen auf einem Rekordhoch. Das teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit mit. Demnach erhöhte sich die Zahl um 35.000 freie Stellen im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres. Personal gesucht wird dabei vor allem im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe. Im zweiten Quartal 2017 wertete das IAB Antworten von rund 7000 Arbeitgebern aus allen Wirtschaftsbereichen aus.

moderner Sklavenhandel – Teil 11 Bingo

Ist es nicht eine schöne Bestätigung, wenn man einen Plan schmiedet, diesen verfolgt und erfolgreich abschließt?

Ich habe mich auf viele viele Stellen beworben, auch auf solche, die in meinen Bereich fallen, die ich aber nicht hätte ernsthaft haben wollen.

ameiseIch habe viele Gespräche führen dürfen – in Telefoninterviews und vor Ort bei den potentiellen Arbeitgebern.

Die meisten Gespräche waren haarsträubend und zwecklos und haben mich viele Nerven und viel viel Frust gekostet…

Und doch wurde ich mit jedem Gespräch cooler, gewiefter, war für das nächste besser vorbereitet, lernte aus der Erfahrung und den Fragen, um dann bestens vorbereitet

Bingo

in einem Gespräch zu sitzen – in einer Firma, die mich WIRKLICH interessierte.

Und Bingo

Das Gespräch war super, das Zweitgespräch noch besser, die Gegenüber kompetent, sympathisch, echte Menschen mit echten Fragen zu einer echten neuen Arbeitsstelle! Und dann ging alles ganz ganz schnell.

Und Bingo

Ich habe den Job! Traumjob möchte man sagen. Es hört sich alles fantastisch an und ich freue mich dort anfangen zu dürfen.

Die Odyssee hat ein Ende und beginnt hoffentlich nicht in der Probezeit nochmals…

Liebe Leser, Danke für’s Mitfiebern 😉

Euer fleissiges Ameischen

moderner Sklavenhandel – Teil 10 Arbeitsamt

Arbeitsamt – Dein Freund und Helfer für Bürger mit Arbeitsplatzsorgen…

bundesagentur_fu%cc%88r_arbeit-logo_svgJa, ich habe auch versucht Vater Staat in meine Arbeitsplatzsuche mit ein zu beziehen. Wollte nichts unversucht lassen und mich vor allem auch beraten lassen, mal meine Unterlagen anschauen lassen, usw.

Ich habe mich online angemeldet… mehr oder weniger nicht erfolgreich… und, seid sicher, es lag nicht an mir als User.

Ich habe mich telefonisch vorgestellt … mehr oder weniger wurde mir nicht bis gar nicht zugehört, sondern es wurden meine Personalien aufgenommen – ohne Kontext – ohne Nachfrage, um was es überhaupt geht.

Ich habe um einen Beratungstermin wegen „drohender kurzfristiger Arbeitslosigkeit“ gebeten. Man muss halt LEIDER übertreiben, wenn man was will. Ehrlichkeit bringt einen LEIDER nicht immer ans Ziel, weil ja niemand zuhört oder liest. Dieser Antrag wurde erst mit viel Bettelei genehmigt. Gut, ich meine, ich hätte auch arbeitslos werden können, dann hätten sie halt erst mal gezahlt, bevor sie sich zu einem Beratungstermin herablassen…

Ich habe dann GEWAGT den endlich bekommenen Beratungstermin (1,5 Monate Wartezeit !) verlegen zu wollen, WEIL ich ein Vorstellungsgespräch in einer Firma zeitgleich reinbekam und nicht verschieben möchte… infam von mir ….

Das Arbeitsamt war dann „angepisst“ und hat mir keinen von mir erbetenen neuen Beratungstermin gegeben, sondern mir mitgeteilt, dass sie meine Daten löschen, da ich ja „noch nicht arbeitslos bin“.

Ja, so war’s. Danke auch Vater Staat. Wenn mal einmal was von ihm will und auch noch in seinem Interesse…. Lieber blind zahlen als Prophylaxe…

 

moderner Sklavenhandel Teil 9

neuerunsinnvondagi auf Jobsuche, ungekündigt, entspannt, glaubt sie:

25.12. – zwischen Heiligabend mit feinen Freunden, 3erlei lecker Pasta und Sportstudio der Blick in die Jobbörsen und tatsächlich, unter 2 Monate alten alten Bekannten (warum stehen seit 2 Monaten immer die selben Anzeigen online, immer mit einem gerade neu eingestellten Datum? Finden die niemanden oder gibt es alle Stellen nicht?) eine neue Anzeige. Freude!

Gleich schreibe ich hin und gugg an, gleich eine Antwort vom Robbi-Roboter:

Good morning / good afternoon,

thank you for your email.

I will be back in the office on 4 April and will contact you as soon as possible after that date.

With best wishes

 

Mister No Name

Management Partner

 

Aha, also eine ganz brisant eilig zu besetzende Stelle …

Warum bin ich nicht einfach gleich ins Sportstudio oder esse wahlweise gemütlich auf dem Sofa ein paar Weihnachtskekse? Achja, und schönen Urlaub noch Mister No Name.