Indigena – 2017 – Grenache – Spanien

So was von komplex….
IndigenaUnzuordenbar.

Goldgelbölig liegt er im Glas. Wenig Nase.
Im Mund dann dick, weich mit wenig Säure, diese sehr angenehm. Ein Winterweisser aber doch von einer frischen Spritzigkeit im Abgang. Erst ölig den Mund füllend, dann Frische hinterlassend.
Fein.

Ganz besonders.

Indigena eben.

Und für ca. 10 Euro bezahlbar.

20 von 20 DagiPunkten

Colmar und Monsieur Schlumberger

Das Wochenende nahte und der gute Wetterbericht mit. Ausflug? Aber sicher!

Wir ausflügeln nach Colmar im schönen Elsass. X mal durchgefahren, nur einmal angehalten und das in einer Stresssituation: Mein Kumpel auf dem Motorrad steht hinter mir an der Ampel und eine Rauchwolke umwabert ihn – Kühlwasser dampft an dem defekten Kühler seiner Suzuki – natürlich 5 Minuten vor der sehr langen Mittagspause aller Geschäfte im schönen Frankreich. Wir sind zu dritt unterwegs und versuchen die Lage abzuschätzen und zu retten, haben wir doch noch eine lange Strecke bis ins Jura vor uns. Mittagspause, es geht nichts und wir machen eine 2-stündige nervöse Pause. Endlich macht der ausfindig gemachte Suzuki-Händler wieder auf – mit Händen und Füßen versuchen beide Seiten sich verständlich zu machen, er kann uns aber weder mit Ersatzteil noch sonstwie helfen, weiß aber einen Fachmann, der Autokühler lötet. Wir bauen das Ding aus und ich fahre damit quer durch Colmar, finde den Spezialisten und überzeuge ihn mit meinen nichtvorhandenen Sprachkenntnissen, dass es genau jetzt sein muß. Er ist nett und läßt alles stehen und liegen. Nach dem Löten muß der Kühler aber noch mindestens eine Stunde ruhen und ich fahre durch das Viertel und kaufe Kaugummi, da das Internet uns sagte, man könnte Löcher im Kühler auch damit notdürftig abdichten. Endlich ist die Zeit um, ich spanne den Kühler wieder auf meine Gepäckrolle und brause zurück an das andere Ende der Stadt. Wir bauen auf dem Hof der Suzuki-Werkstatt mit dem Werkzeug der hilfsbereiten Werkstatt den hoffentlich reparierten Kühler wieder ein und hoffen das Beste und fahren los ins Jura in unsere gebuchte Unterkunft, in der wir spät in der Nacht ankommen und trotzdem noch ein tolles mehrgängiges Abendessen bekommen – wieder ohne Sprachkenntnisse entschuldigen wir uns für die späte hungrige Ankunft und erklären warum es so kam. Der Kühler hält den ganzen Urlaub und wird erst viele Monate später gegen einen neuen ausgetauscht. Von wegen die Franzosen helfen nur, wenn man französisch kann. Ein zwar nervenaufreibendes Erlebnis – waren wir doch am Tag 1 einer 2-wöchigen Reise, die fast am Scheitern war – aber ein zusammenschweißendes(-lötendes) Erlebnis….. Aber eigentlich ist das eine ganz andere Geschichte ……

So, jedenfalls, geht es am Samstag Morgen nach Colmar, wir geniessen Wetter, Straße und dann auch die Stadt, bummeln zu Fuß und mit dem Sightseeing-Stadt-Bummelzug an allen Sehenswürdigkeiten vorbei und geniessen den Frühlingstrubel. Nur unsere über einen namhaften Hotelanbieter.com gebuchte Unterkunft erweist sich als Ente, ist doch niemand da uns hereinzulassen. Wir vermelden die Geschichte beim namhaften Hotelanbieter.com und müssen uns etwas anderes suchen. Nicht schön, direkt an der Straße und ohne Frühstück. Das nach vielen Jahren erste Mal, dass ich Pech hatte mit einer Buchung. Wir verbringen einen schönen Tag und landen spät am Abend in einem noblen Restaurant und fragen höflich, ob wir nur etwas trinken dürften.

IMG_2781Wir dürfen! Ich wähle uns einen Riesling aus der ellenlangen Karte und hoffe auf eine gute Wahl. Aaaah – ein Traum in weiß! Zu Hause bestelle ich gleich 4 Flaschen, obwohl der Preis mit ca. 20 Euro pro Flasche nicht das Schnäppchen ist, aber er lohnt sich.

Ein Riesling-Gedicht.

10 von 10 Dagipunkten für Monsieur Schlumberger / Grand Cru / Saering / 2014. Feine Säure, unendlich rund, eine schöne Nase und einfach vollendet.

Slow Food und Johann Hugo – 2012 – Riesling – Franken

Es war einmal …
ein verdammt netter Abend auf der Messe Slow Food in Stuttgart. Ich habe meine ehrenamtliche Helfertätigkeit ausgeführt. Habe fleissig gelächelt, mit der Kundschaft der Vinothek gescherzt und gebrauchte Gläser eingesammelt. Ich habe Weinflaschen ausgetauscht und jede Arbeit gesehen und erledigt. Dann kam der Feierabend und wir (Weinberater und ich Helferlein) probten uns durch die Weissweine. Ich las mich ein und versuchte ein paar interessante Tröpfchen. Wir redeten über Gott, die Welt und Wein. Also über ein göttliches weltweitverfügbares Getränk 🙂
Der Johann Hugo. Ich probierte, er war sympathisch. Ich ging gleich fremd und probierte jenen und andere. Dann wieder Johann, dagegen ein Badener, ein Württemberger, ein solcher, ein jener. Johann. Keiner kam an ihn ran. Die Stunden verflogen, die Füsse, die seit 7 Stunden ungeruht an den Beinen hingen wurden schwer. Johann musste sich behaupten, bis ich ein Bestellformular ausfüllte.
Der Johann kam in einem grossen Karton und wohnt nun im Keller und im Kühlschrank. Kalt geöffnet, goldgelb plätschert er ins Glas. Frische, Aromen machen sich fett im Mund breit, mit dem Temperaturanstieg wird er weicher, die Textur wird dick. Kohlensäure Fehlanzeige, Frische ja, Säure nein. Die Nase ist deutlich Weisswein, der Mund geht in sanften Rotwein über. Ja, er könnte ein bisschen mehr Frische haben.
Johann Hugo mit Spargel-SpätzleDann aber meine neue Zufallsgeneration dazu. Die Küche hat sich auf Spargel eingestellt … aber nichts dazu zu bieten. Ich schaue in die Schränke. Schwäbische Eierspätzle. Gut, Kochwasser angesetzt. Spargel gestückelt und die letzten 8 Spätzle-Minuten mit gekocht. Un Nu?
Schrank wieder durchforstet. Italienisches Walnusspesto mit 24% Walnüssen. Gesehen, getan.
Nach Abgiessen des Wassers ordentlich Pesto dazu und kurz angewärmt.
Hey, mit Johann ein Gedicht! So einfach und die Texturen von Gericht und Wein passen optimal aufeinander. Ergänzend!

Da die Frische fehlt und die cremige Fülle fast zu viel ist, bekommt Johann nur 18,5 von 20 DagiPunkten und doch bin ich froh um jede weitere Flasche, die meinen Keller beehrt.
Nun bewirte ich ihn im zweiten Versuch mit einem kräftigen Hartkäse, Comté. Wie passend ist das denn! Ein weiterer freudiger friedlicher Abend mit Johann.

Johann Hugo, Riesling, Spätlese trocken, spontanvergoren, aus der Steillage, handverlesen und selektiv, Slow Food, Weingut Brennfleck/Franken,13 Vol.proz. und ja, die merkt man auch.

was wieder bewiesen ist: ohne Wein ist das Leben lustlos und blass

Aaaah, was soll ich sagen… ja, es geht immer noch besser. Frau darf aber auch sagen: 20 von 20 Punkten sind eben 20 von 20 Punkten.

Wein!Zum den harten Tag zum Abend zur Nacht werden lassen, einen herrlichen Weisswein Dame Jeanne 2009 von der Bergerie du Capucin beim Pic Saint-Loup. Weich wie Sahne, kräftige Frucht, an warmes Badewasser auf der Haut wohlfühlend erinnernd. So vor 3 Jahren kam ich ganz zufällig an diesem kleinen feinen Weingut vorbei und probte mich durch und lagerte ein, ein bisschen weiss und rot. Danke an Monsieur Guilhem Viau an die köstlichen Proben damals.

Zum lustvoll ins Käsebrot beissen und ein wertvolles Gespräch führen einen Rotwein. Der Cuveé La Carissa 2007 aus dem Roussillon von Monsieur Razungles. Ich habe schon einmal über ihn geschrieben, 2012. Damals ein Gedicht, heute ein Gedicht mit dickem I-Pünktchen und frisch nachgekauft. Butterweich kräftig und gaumenumschmeichelnd, hineinschmatzend läuft er in die Kehle, singt dabei ein Lied und gluckst lachend in den Magen.

Urlar – 2009 – Sauvignon Blanc – New Zealand

Ich war schon in Neuseeland und habe dort Wein getrunken und was mit nach Hause gebracht und sogar noch ein Aufhebeschätzchen im Keller und nun stelle ich fest, dass hier noch kein Neuseeländer beschrieben wurde. Gekauft, verköstigt.

Urlar ist ein gälisches Wort und bedeutet Erde. Ein Familienbetrieb, der nach traditionellen organischen und biodynamischen Methoden arbeitet. Schottische Immigranten, die 31 ha bewirtschaften.

-> das passt, pure Eleganz, so ein Typ mit Krawatte, aber modern-leger, könnte ein Wenig mehr Frucht haben

19 von 20 DagiPunkte

Pouilly Fumé – 2008 – Sauvignon Blanc – Loire

Ein Gedicht! Ja, ich lasse mich dazu hinreissen nie einem Wein volle Punktzahl zu geben. Das wird anders. Der Pouilly Fumé ist ein Wein aus dem Hause Les Vallons. Die Winzer Michel et David Bailly haben hier einen ganz tollen Wein geschaffen.

Hier stimmt Farbe, Geruch (hui, die Melone haut einen fast um), ausgewogene Säure und ein toller intensiver Geschmack. Passt zum Essen und kann dann einfach genüsslich weiter getrunken werden.

Habe Flasche leer…

Fakten:

100 % Sauvignon Blanc

13 Vol%

20 von 20 DagiPunkte

Preis ca. 13,90 Euro/Flasche