Schon wieder ein Jahr vorbei. Ich bin dankbar, dass Corona Geschichte ist und es zumindest in meinem Umfeld doch unbedeutend geworden ist, wer welche Meinung dazu hatte oder hat. Ich bin dankbar, dass es uns nicht nachhaltig gespalten hat. Es ist unbedeutend geworden, wer wie oft oder gar nicht geimpft ist und sich weiter impft, wenn er meint es sei notwendig, wie eine Grippeimpfung, die auch der ein oder andere nötig oder nicht hat. Ich bin dankbar, dass das Thema Corona uns nicht mehr bestimmt, sich die Welt erholt und ich bin traurig, dass es viele geschäftlich nicht mehr schaffen auf die Beine zu kommen. War es das wert? Haben die Pausen irgendetwas Gutes bewirkt? Ich zweifle. Schaffen es alle heraus aus der Kommunikationskrise? Statt miteinander zu reden, das Für und Wider zu betrachten, wurde Gift versprüht und Wunden geschlagen, die bis heute nicht verheilt sind und deren Narben wir noch viele Jahre sehen werden. Keiner hat das Recht Ängste des Anderen ab zu tun und es besser zu wissen. Keiner hat das Recht, Gründe für oder gegen eine Impfung in Frage zu stellen. Eine kurze Zeit in einem langen Menschenleben war ein Lager teilweise „ausgeschlossen“. Aus Angst. Ist es verwerflich Angst zu haben? Muss man deswegen auf ewig zerstritten bleiben? Muss man böse, militant, rechthaberisch, intolerant werden? Keiner hatte „Recht“ – im Rückblick. Jeder hatte nur seine Meinung und die war gut – für jeden persönlich. Zu sehr sind wir darauf fixiert, mit allen Mitteln recht zu behalten und den anderen und seinen Standpunkt niederzumachen. Ich bin froh, dass ich keine Leute kenne, die so nachtragend sind, die Meinung anderer nicht vergessen zu können in diesen etwa 3 Jahren der „Krise“. Oder? Weiß man es wirklich? Langsam, ganz langsam erholen wir alle uns davon.
Haben wir (die Welt) daraus etwas gelernt? Nein. Ob Ukraine oder Nahost, Russland oder China, die USA oder Europa, hausgemachte Energiekrise (die wohl nichts mit den Kriegen tun haben, sondern von wirtschaftlichen Interessen und Fehlentscheidungen getragen sind…), gegen Sonne, Wind, Öl, Gas, Kernenergie, es wird alles daran gesetzt, den Andersmeinenden mit Totschlagargumenten außer Gefecht zu setzen, um die eigene Sicht triumphieren zu lassen. Ukraine und Nahost? 2 von weit über 100 bewaffneten Konflikten in der Welt. Wer kann sie aufzählen? Keiner. Wen interessieren sie? Niemanden. Uns interessiert nur, was eben in der Presse gepuscht wird oder wo am Meisten Geld hinfließt, um irgendetwas zu beenden oder auch zu verlängern. An jedem bewaffneten Konflikt verdient man ja sehr gut.
Ist das Wichtigste nicht, sich irgendwie offen zu halten auf die Sicht, die andere haben? Zuhören und sich nicht einmischen in Dinge, die man nur halb versteht. In keinem Jahr musste ich auf Reisen verzichten. Ich habe immer das Möglichste aus der Situation herausgeholt. Habe die Nähe erkundet und war ganz schnell weiter weg, wenn es ging. Ich habe gelesen, erfragt, zugehört und es hat mich bereichert – In der Coronazeit, wie davor und danach.
Zitat eines Reiseveranstalters:
„Wer reist verändert unvermeidlich seinen Standpunkt im wahrsten Sinne des Wortes. Man wird automatisch in eine andere Welt katapultiert, mit der Sicht einer anderen Kultur konfrontiert. Die Menschen sehen anders aus, verhalten sich anders, reden in einer Sprache, die wir nicht verstehen, nichts scheint mehr zu passen. Man muss innehalten und sich hinterfragen, weil man sonst in der Fremde untergeht. Echt zu reisen kann uns lehren, zu versuchen, einander zu verstehen, zu erkennen, dass auch andere Meinungen und Lebensweisen eine Seinsberechtigung haben, dass es kein absolutes richtig oder falsch gibt, sondern es immer auf den Standpunkt und den Moment ankommt, dass es zwischen schwarz und weiß unzählige Grautöne gibt, von den Farben ganz zu schweigen.“
Nun hoffe ich auf ein 2024, mit all seine neuen Möglichkeiten ein besserer, offenerer, toleranterer Mensch zu werden. Ein neues Jahr, um an meinen Ängsten zu arbeiten und hoffentlich auch Ängste anderer minimieren zu können.