Über Dorgali, Nuoro und Macomer nach Bosa. Ich komme von Suni die Serpentinen herunter und sehe am Ortseingang von Bosa nur noch rot und gelb. 11 Ferrari stehen sauber aufgereiht vor dem Ferrari-Club Bosa. Da stehen sie, die Millionen. Ich staune, fotografiere und fahre weiter über den Fluss Temo und geniese am ersten Cafe direkt an der Brücke einen fantastischen Cappuccino. Trödle mich durch ein Aqua Naturale, einen Apfelkuchen und einen weiteren Kaffee. Ich geniese den Umtrieb der hinein und hinaus gehenden Sarden, die kurz einen Cafe nehmen oder hier den Mittag bei der befreundeten Bedienung verbringen. Bosa ist hübsch anzusehen, mit seinen bunten Häusern an der Promenade entlang und den engen Gassen in der Altstadt. Ich mache mich auf und weiter auf die Küstenstrasse SP49 nach Norden. Kaum kann ich noch lenken und vergesse das Gas geben. Ich staune über den Meerblick, in jeder Kurve neu, bestaune die blühende Landschaft und blicke in die unter mir liegenden Buchten.
In Alghero finde ich schnell mein vorreserviertes B&B in Zentrumsnähe. Nach einem kleinen Powerschläfchen durchwandere ich die Gassen und staune über die Lokale, eines einladender wie das andere. Aus den Gewölbekellern riecht es herrlich heraus und die Leute lachen und essen. Die Gassen sind warm beleuchtet und ich spaziere durch das Viertel. Schön ist es hier. Ein paar ruhige Minuten verbringe ich bei Orgelmusik in der Kirche Chiesa di San Michele. Glänzender Marmor, Stuck, Säulen, Nischen und Kerzen.
Der nächste Tag bringt mich kurvig und schön über Villanova Monteleone durch eine tolle Landschaft. Ich fahre die Stichstrasse hoch nach Monteleone Rocca Doria, schaue lange in die Weite und über den See. Immer wieder denke ich an Schottland und Irland. Niedrige Mauern aus Natursteinen ziehen sich durch die Hügel. Schafe weiden, Kühe und Pferde. Gelb, lila, weiss blüht es in allen Ecken. Weiter über Padria, Suni, Cuglieri. Hier auf die SP19. Die Strasse ist ein Gedicht durch einen wunderschönen Wald. Im Pavillonrestaurant Valparaiso in Ghilarza esse ich leckere Nudeln bei Reggaemusik. Ich komme über Ortueri, Laconi, Seui, Lanusei zurück nach Arbatax und hatte zwei tolle Tage mit 590 Kilometern.
Padru gilt mir als Startpunkt für eine Tagesetappe von 300 Kilometern an den ziemlich nördlichsten Zipfel von Sardinien. Auf dem Weg nach Aglientu treffe ich eine Landschildkröte, die gemächlichst die Strasse überquert. So 30 cm Panzerlänge hat sie und steht mit brav Modell. Dann Capo Testa. Am Parkplatz in der Sackgasse parke ich und laufe über die Trampelpfade durch die bizarr ausgewaschenen Felsformationen. Ich setze mich lange auf einen Stein und schaue über das unglaublich blaue Meer hinüber nach Korsika. Fast in Schwimmweite liegt die Nachbarinsel in 12 Kilometer Entfernung vor mir.
Über Tempio Pausania und Oschiri fahre ich zurück nach Padru. Die letzte Schafherde dieses Urlaubs versperrt mir den Weg und ich freue mich an den lustigen Lämmern. Durch Korkeichenwälder und wieder sanfte irische Hügel. Das Grün der Mailandschaft ist hinreissend. In Sardinien sind die Wolken anders, sie haben klare Umrisse oder eine unendlich aquarelle Leichtigkeit. Hier blühen die Pflanzen freundlicher und voller. Hier bekommt der Begriff Weite eine neue Dimension.
Die Organisation von Bernd war wieder perfekt und lässt keine Sardinienwünsche offen.